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JUST LISTEN


"I like to listen. I have learned a great deal from listening carefully. Most people never listen."

(Ernest Hemingway)

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  • Alma

Hilfsmöglichkeiten

Aktualisiert: 20. Okt. 2021

"Geh zum Arzt."

"Mach Therapie."

"Lass dir was verschreiben."

"Geh zum Therapeuten."

"Mach mal Urlaub."

"Geh mal zum Arzt."

"Mach mal ein paar Tage frei."


Sich Hilfe zu holen ist gar nicht so leicht, wie es sich anhört. Es gibt keine non plus ultra Lösung, es ist nicht für jeden so einfach die richtige Hilfe zu finden. Allgemein Hilfe zu holen ist ja auch einfach ein großes Eingeständnis an sich selber, dass man ein Problem hat und man ja so gesehen eine "Schwäche", einen „Makel“ von sich preisgibt. Das ist aber nicht damit gleichzusetzen schwach zu sein, denn sich selber ein Problem einzugestehen hat nichts mit Schwäche zu tun, sondern mit absoluter Stärke. Man setzte sich für sich und seinen eigenen Bedürfnisse ein, das erfordert Mut und Kraft.

Tatsächlich ist oft der erste Weg, dass die Leute zum Hausarzt gehen und das als erste Anlaufstelle nehmen. Entweder helfen die dann oder sie überweisen einen an den Facharzt, oder sie helfen halt leider nicht. Jedem der bisschen planlos ist, was den ersten Schritt anbelangt, ist dadurch glaube ich sehr gut geholfen. Aber es gibt verschiedenen Anlaufstellen bzw. Möglichkeiten sich helfen zu lassen. Diese Möglichkeiten sind natürlich auch immer sehr abhängig davon, wo man wohnt und was es vor Ort für Möglichkeiten gibt.

Bei mir war meine erste Anlaufstelle ein Beratungszentrum. Ich habe ewig das Internet durchforstet und wollte auf keinen Fall zum Arzt, weil ich bin ja nicht krank.Ich weiß gar nicht mehr wie ich genau auf die Beratungsstelle gekommen bin,aber das klang irgendwie gut. Ich habe denen dann eine Email geschrieben, darauf hin hat sich jemand gemeldet und einige Wochen später hatte ich meinen ersten Gesprächstermin vor Ort. Es war ein absoluter Segen und Rettungsanker für mich, denn die Leute vor Ort wusste wovon ich rede, hatten Verständnis, ein offenes Ohr und erschraken, in-gegen meiner Befürchtungen nicht, wenn ich ihnen erzählte, was ich so treibe. Sie leiteten mich und führten mich ein bisschen, und gaben mir vor allem einen Ort,wo ich endlich meine Gedanken rauslassen konnte, ohne dafür verurteilt zu werden. Ich dachte damals, das reicht doch, ich bleibe einfach da und spreche ab und zu mit ihnen. Den Rest kann ich selber. Sie machten mir aber deutlich, dass es mit ein paar Gesprächen nicht getan ist, sondern dass ich dringend in professionelle Hände gehöre. Das war ganz schwer für mich, denn ich will ja nicht anderen die Zeit rauben oder irgendwie Aufmerksamkeit erregen, aber ich vertraute dem was sie sagten.

Damit kommen wir zur Therapeutensuche und der nächsten Hürde. Größtenteils haben ambulante Therapeuten gewisse Sprechstunden, in den man sie anrufen kann zur Anmeldung, manchmal sind es nur pro Woche 2 mal 30 Minuten, also nicht besonders viel Auswahl. Einige kann man auch über Email erreichen und in Therapiezentren gibt es meist eine Rezeption, wo man Termine machen kann. Aber welcher Therapeut ist der richtige? Das weiß man so richtig erst, wenn man da war. Da hat aber auch jeder eine eigenen Idee , einen eigene Art und Weise für sich, schon mal vor zu sortieren, über Erfahrungsberichte, Webseiten etc . Man sollte sich ein bisschen damit beschäftigen, wie Therapeuten arbeiten oder welche Erkrankungen sie fokussiert behandeln. Am Telefon werden dann häufig schon einige Details nachgefragt, manchmal aber auch nicht. Ich hatte damals ein sehr unangenehmes Gespräch. Ich habe ja damals wegen der Bulimie angerufen und hatte auch ziemlich Probleme das Wort überhaupt auszusprechen, ich glaube ich habe immer erst nur Essstörung gesagt und Bulimie nur auf Nachfrage. Auf jeden Fall hatte ich eine Dame am Telefon die schon relativ ruppig und etwas unfreundlich schien. Als ich dann auf die Frage nach dem Beruf damit beantwortete, dass ich Fitnessökonomie studiere und in einem Fitnessstudio arbeite, kam nur ein herabfälliges „Na, das also auch noch.“. Das hatte mich irgendwie so vor den Kopf gestoßen, dass ich erstmal kurzfristig die Suche auf Eis legte, aber dann doch wieder weitermachte. Mit dem Anmelden zu einem Vorgespräch ist die ganze Arbeit aber noch nicht getan. Oft kommt man erst einmal auf eine lange Warteliste und muss geduldig sein und abwarten bis ein Platz für einen frei wird.Therapeuten sind viel gefragt und viel ausgebucht. Bei Therapien die man privat bezahlt, kann ich es nicht beurteilen, das weiß ich nicht. Ich hatte damals unwahrscheinliches Glück und konnte einige Wochen später bereits die Therapie starten. Das war alles unbekanntes Neuland für mich und so schwierig und ungewohnt, aber auch wenn ich mich bewusst nicht drauf einlassen wollte, kam ich gar nicht auf die Idee es abzubrechen. Und das war auch gut so, bei meiner ersten Therapeutin blieb ich bis zum Schluss, bis wir keine Stunden mehr gekriegt habe, ich glaube ich war so ca.3 oder 4 Jahre (mit Unterbrechungen) bei ihr. Ich weiß noch genau, dass ich komplett automatisch ablaufend mich anfangs immer nach ihrem Befinden und ihrem Urlaub und Wochenende erkundigt habe. Das habe ich nicht bewusst gemacht, ich war nur so darauf geprägt, dass man sich immer um den anderen kümmern muss. Da hat sie mich nur schief angeguckt und mir gesagt, dass ihr Leben hier keine Rolle spielt,sondern meins. Ich ging dann ca. 1 Jahr, nach dem ich bei ihr angefangen hatte, in die erste Klinik.

Für einige ist auch Klinik der erste Schritt der Therapie. Ich glaube aber, das ist tendenziell nicht ganz so häufig. Manchmal kommt es,weil man von einem „somatischen“ Krankenhaus in eine "psychische" Klinik überwiesen wird, da einige mit ihren Beschwerden auch erst einmal in einem Allgemeinkrankenhaus anfangs landen. Andere sind von anderen Personen oder Ärzten darauf gebracht/geschickt worden oder haben sich selber sofort in einer Klinik gemeldet. Häufig läuft quasi Klinik nebenbei bzw. zwischen einer ambulanten Therapie, oder als Start oder einfach bei Situationen, wo man ambulant nicht weiterkommt, sondern das Setting einer Klinik notwendig ist. Ich habe meine erste Klinik angefangen, nachdem ich kapiert habe, dass ich meine Esssituation schon lange gar nicht mehr im Griff habe und es eher immer schlechter wurde, und dass ein herauskommen für mich Klinik bedeutet, damit ich einfach mal eine Unterbrechung habe. Das ist Klinik auch oft, ein Mittel um die zuhause festgefahrenen Muster zu durchbrechen und sich in einer anderen,geschützteren Umgebung mit seinen Problemen auseinander zu setzen. Dass ich dann gleich 5 Monate da blieb, war nicht mein Plan, aber eine gute Entscheidung. Auch für meine zweite und dritte Klinik entschied ich mich selber, weil ich merkte, dass ich ambulant gerade nichts ändern kann und ich einen „Cut“ brauche. Es gibt verschiedenen Kliniken, einmal die psychosomatischen Kliniken die, ich sage mal, etwas freier häufig sind und gewisse Störungsbilder dort auch nicht behandelt werden. Psychiatrien hingegen behandeln ein breiteres Spektrum an Erkrankungen und verfügen im Gegensatz zu psychosomatischen Kliniken auch über die berühmt berüchtigte „Geschlossene“ in die keiner rein will, die aber manchmal einfach nötig ist.

Was ich erst seit kurzem für mich entdeckt habe, sind die Selbsthilfegruppen. Stimmt nicht ganz, ich habe in dem Beratungszentrum auch mal an einer teilgenommen, aber da war ich noch sehr krank und kann mich auch kaum dran erinnern. Im letzten Jahr habe ich mich dann aber einfach mal getraut und bin zu einer Gruppe bei mir in der Nähe gegangen. Ich sehnte mich irgendwie nach dem Austausch und Kontakt mit anderen Betroffenen und hab ein bisschen im Internet gestöbert. Es war eine mega gute Entscheidung! Einfach zusammen ein bisschen Erfahrungen auszutauschen, Dinge zu erzählen, sich in den Gedanken der anderen wieder zu finden, kann oftmals viel hilfreicher sein als vorerst angenommen. Ich habe gemerkt wie es mir danach, aber auch währenddessen, einfach viel besser ging und ich mich immer auf die Gruppe freue. Meine Meinung ist, dass Selbsthilfegruppen begleitend, nebenbei quasi, sehr hilfreich und unterstützend sein können. Da ist jeder andere Meinung, aber ich glaube, dass es auf jeden Fall nicht ausreicht „nur“ in eine Selbsthilfegruppe zu gehen.Womit ich keine Erfahrung habe, aber viel gutes gehört habe, sind Selbsthilfegruppen für Angehörige von Erkrankten.

Wo ich mich früher auch viel herumgetriebene habe sind, online Foren und Chats. Das ist so ein bisschen ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist es schön im Austausch zu sein, aber gleichzeitig kann es auch eher hinderlich sein, weil dort nichts individuell abgestimmt ist und jeder seinen Senf dazugeben kann und sich auch viel dort rum treiben, die einen weiter runterziehen können.

Es gibt viele verschiedenen Möglichkeiten der Hilfe, was aber meist immer Mittelpunkt steht sind die Gesprächstherapien mit einem Therapeuten,alles anders ist häufig eher begleitend oder anschließend und hängt auch viel von der Schwere der Erkrankung ab.

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