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JUST LISTEN


"I like to listen. I have learned a great deal from listening carefully. Most people never listen."

(Ernest Hemingway)

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  • Alma

Psychische Erkrankungen

Aktualisiert: 27. Nov. 2021

Psychisch krank zu sein, heißt schwach zu sein. Psychisch krank ist kaputt, ist immer noch „seltsam“.

„Die haben sich nur nicht unter Kontrolle.“

„Die haben keinen Willen, die sind nur faul und pessimistisch.“

„Warum lassen sie es nicht einfach sein?“

„Mir geht es doch auch mal schlecht und ich jammre nicht so.“

„Du lachst doch immer, dann kann es dir nicht so schlecht gehen.“

„Geh´ doch einfach mal arbeiten.“

"Ich dachte wenigstens du wärst normal."

„Lass dich mal ordentlich durchv*****, dann geht es dir besser. “


Solche und ähnliche Sätze habe ich leider schon viel zu oft gehört, und kann zum Glück bei sowas inzwischen einigermaßen auf Durchzug schalten. Psychisch krank zu sein heißt nicht, schwach zu sein, eine schlechte Phase zu haben oder weniger Wert zu sein. Es heißt viel eher jeden Tag erneut zu kämpfen. Man hat einen ungefragten Begleiter, einen Clown im Kopf, der sich einnistet und sein Unfug treibt. Es ist 24/7 Arbeit , man arbeitet konstant gegen und mit sich selber zugleich. Das zerrt extrem viel Energie, psychisch und physisch.

Psychisch krank zu sein, heißt nicht nur bei trauriger Musik im Bett zu liegen und alles scheiße zu finden, sondern hat viele verschiedenen Seiten. Es trifft nicht nur die „Armen und Schwachen“, es kann schlichtweg jeden treffen. Einigen merkt man es vielleicht schnell an, bei anderen wiederum spricht augenscheinlich alles dagegen. Einige begleitet es eine gewisse Zeit lang, andere ein Leben lang. Psychischer Erkrankungen haben viele Gesichter und können sehr variieren in ihren Ausprägungen. Das Feld ist riesig und sie gehören zu den weitverbreitesten Erkrankungen auf der Welt.

Zu erkennen und sich einzugestehen, dass die Ursache für ein Problem psychischer Natur ist, ist für viele ein vergleichsweise großes Problem. Einmal aus dem einfachen Grund, weil man nicht krank sein möchte, kein Problem haben möchte, aber ein weiterer Grund ist erfahrungsgemäß auch, dass man nicht „anders“, kein „Psycho“ sein möchte. Man hat Angst „verrückt“ zu werden, nicht mehr dazuzugehören, ausgegrenzt zu werden. Diese Befürchtungen basieren leider noch zu oft auf der Realität. Das macht die Sache natürlich noch schwieriger und führt zu noch mehr Belastung die der Betroffenen mit sich führt. Dadurch entsteht ein möglicher Teufelskreis, die Betroffenen wissen von den potentiellen Vorurteilen und den Folgen und tun somit alles dagegen nicht an sich ran kommen zu lassen, dass sie eventuell psychisch krank sind. Dadurch wird langfristig gesehen alles nur noch schlimmer, denn der Clown im Kopf lässt sich zurückdrängen, aber verschwindet nicht so einfach.

Bei mir war und ist es genauso. Ich habe mich jahrelang versteckt und immer irgendwelche Ausreden und Lügengeschichten gefunden um mich zu erklären, viele Freunde und Bekannte verloren und vor allem auch unter der Prämisse gelebt, dass ich niemanden davon erzählen darf, denn dann verlassen mich alle. Daraus entstehend, habe ich so oft schon selber Freundschaften beendet, mich anderen abgewendet, damit sie gar nicht erst die Chance haben mich zu verlassen und ich so den Schmerz umgehe bzw. selbst kontrolliere. Das hat zwar auf gewisse Weise funktioniert, aber mir auch sehr viele Chancen und Möglichkeiten verbaut, und so habe ich mich immer selbst von allen isoliert, den anderen die Entscheidung abgenommen. Gleichzeitig war es aber auch schon öfters so, dass anderen nicht damit klar kamen, dass ich „eine Schraube locker“ habe , obwohl sie mich ohne dem Wissen dessen kennengelernt haben, und sich dennoch danach abwendeten Das ist sehr schade, aber ein Funke in mir kann es auch verstehen, es ist nicht für jeden leicht mit so einer Tatsache umzugehen, es kann einen oft sehr hilflos machen. Noch ein Punkt wo mehr und warum mehr Aufklärung sinnvoll wäre, um auch den Angehörigen zu helfen.

Der Grat zwischen einer psychischen Erkrankung und “normalen Ticks” ist nicht immer wirklich leicht zu definieren. Einige Symptome können Anzeichen einer Erkrankung sein oder aber nur eine relativ unbedenkliche Stressreaktion. Eine Definition besagt, dass eine psychische Erkrankung pathologische (= krankhafte) Veränderungen im Leben und Verhalten eines Menschen sind, welche das Denken, Fühlen, Verhalten und Wahrnehmen beeinflussen. Diese Veränderungen führen häufig zu einem hohen Leidensdruck, welchem die Betroffenen oft hilflos gegenüberstehen.¹

Dabei wird oder wurde eine psychische Krankheit oft als Erkrankung der Seele definiert, aber Forschungen fanden heraus, dass das Gehirn eine wichtigere Rolle spielt, als vorerst gedacht. Die Forschung ist sich hier aber noch uneins, in welchem Umfang die gefunden Veränderungen im Gehirn mit einer psychischen Krankheit in Verbindung gesetzte werden können. Es deutet aber vieles darauf hin, dass von einer Mitbeteiligung des Gehirns ausgegangen werden kann. Nachgewiesen wurde beispielsweise bei Depressionen, dass ein veränderter Stoffwechsel im Gehirn vorliegt und so auch der Erfolg von Antidepressiva erklärbar wäre, bei dessen Wirkung sich alle noch immer nicht ganz einig sind.

Ich hatte auch keine Ahnung von psychischen Erkrankungen oder Psyche allgemein, bis ich selber merkte, dass bei mir irgendwas nicht stimmt und das dann auch als Problem empfand. Die menschliche Psyche ist nicht immer ein ganz einfaches Feld, aber durchaus interessant. Während bei einem gebrochenen Arm relativ klar und eindeutig mittels Röntgenbild die Diagnose gestellt werden kann, ist das bei der Psyche etwas anders. Eine psychische Erkrankung festzustellen ist vergleichsweise schwer. So kann man als Beispiel die Symptome einer Depression haben kann, muss aber nicht depressiv erkrankt sein. So wie nicht jeder der Alkohol trinkt alkoholabhängig ist, trinken alkoholabhängige aber Alkohol. Die Situation muss immer im Kontext betrachtet werden und kann letzten Endes nur von einer Fachperson diagnostiziert werden. Ein Psychotherapeut oder Psychiater stellt hierbei durch gezielte Gesprächsführung und Verfahren eine eventuelle Diagnose.

In meinem Fall war meine erste Diagnose relativ simpel, weil ich direkt aussprach, dass ich mich absichtlich ständig überesse und übergebe. Das ist aber nicht immer so, es gibt auch Symptome die nicht sofort auf eine spezifische Erkrankung schließen, wo es etwas Zeit braucht, um genau herauszufinden, was denn eigentlich Sache ist.

Häufig ist die Entstehung der Erkrankung ein schleichender Prozess, so dass es nicht sofort erkennbar ist, dass etwas nicht stimmt, für Außenstehende, aber auch für einen selber nicht. Eine psychische Erkrankung kann über Jahre und Jahrzehnte unentdeckt bleiben, aber auch relativ schnell bemerkt werden. Hier kommt es auf die jeweilige Situation, das Umfeld und die Erkrankung an.

Oft haben die Menschen gar nicht so das Bewusstsein für ihre psychische Verfassung, was nicht unbedingt hilfreich ist. Ich persönlich glaube, dass viele Angst, Hemmungen oder Vorurteile gegenüber ihrer eigenen Psyche habe, sie könnten ja "schwächer" sein als gedacht und das wäre ja schlecht... oder?


 

¹ Psychische Störungen: https://de.wikipedia.org/wiki/Psychischttps://de.wikipedia.org/wiki/Psychische_St%C3%B6runghe_St%C3%B6rung


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