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JUST LISTEN


"I like to listen. I have learned a great deal from listening carefully. Most people never listen."

(Ernest Hemingway)

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  • Alma

Psychosomatik

Aktualisiert: 20. Okt. 2021

„Ruhen Sie sich einfach mal aus“

„Mach doch einfach mal nichts.“

„Denk mal an was anderes.“

„Das bildest du dir nur ein.“

„Chill´ doch mal.“

„Reduzieren Sie den Stress, dann wird das schon.“

„Das ist alles nur in Ihrem Kopf.“


Ein Bereich, bei dem ich persönlich auch viel Zeit gebraucht habe, ihn zu verstehen, ist die Psychosomatik. Dieser Begriff setzte sich zusammen aus der Psyche und der Somatik, wobei Somatik für körperlich steht. Platt übersetzt werden hier Körper und Geist zusammen betrachtetet. Psychische Belastungen können körperliche Symptome und Krankheiten hervorrufen und umgekehrt. Viele Leute kennen zum Beispiel, dass ihnen übel wird bei Stress oder Nervosität. Das ist schlichtweg auch eine psychosomatische Reaktion.

Ich, Flitzpiepe, habe schon gefühlt alle Krankheiten gehabt die es gibt. Das dachte ich zumindest immer aus vollstem Herzen. Ich habe schon als ich so im Teenie Alter war immer Veränderungen oder Symptome an mir festgestellt und dann selber die passende Krankheit dazu gefunden. Das klassische „Doktor Google“ hatte mich voll verschlungen. Wenn ich dann aber, felsenfest überzeugt krank zu sein, zum Arzt ging, fand der in 90% der Zeiten nichts. Ich habe dann den Arzt für dumm erklärt und mich damit getröstet, dass auch Ärzte was übersehen können, und ich jetzt einfach warte bis es mir noch schlechter geht. Aber irgendwann verschwand es dann.

Ich habe mich selber immer gefragt, wie Menschen auf die Idee kommen, ihre Symptome zu googeln, anstatt einfach zum Arzt zu gehen. Ich habe es wirklich lange nicht kapiert, das ich das gleiche tue. Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Hypochonder oder leide am Münchhausensyndrom (=Vortäuschen oder Herbeiführen körperlicher Erkrankungen), ich hatte und habe wirklich Beschwerden, aber die hatten meistens keine körperliche Ursache, sondern sind psychisch bedingt. Ich war auch nicht ständig beim Arzt, sondern nur phasenweise mal öfters. Mir waren die Besuche immer äußerst unangenehm und wenn dann am Ende auch nichts festzustellen war, fühlte ich mich noch schlechter, denn ich wollte unter keinen Umständen jemanden nerven. Es hat aber auch lange Zeit nie jemand irgendwas gesagt, mich haben immer alle so machen lassen, bis meine eine Hausärztin nach Jahren in einem Gespräch dann irgendwie anspielte, dass meine Beschwerden auch einfach mit meiner Psyche zusammen hängen könnten. Das hat bei mir im Kopf etwas angestoßen und ich habe angefangen mich selber zu beobachten und mal darauf zu achten. Und ich merkte immer öfter Zusammenhänge. Beispielsweise habe ich vermehrt Husten gehabt, wenn ich in einer angespannten Situation war, währenddessen, wenn ich abgelenkt oder entspannter war, ich kaum gehustet habe. Oder ich war felsenfest überzeugt davon einen Eisenmangel oder ähnliches zu haben, weil ich so müde und erschöpft war, aber schlussendlich war es eher psychische Erschöpfung. Es war und ist dann für mich immer schwierig selber zu unterscheiden, ob meine Symptome jetzt einen psychischen oder körperlichen Hintergrund haben, aber mit der Zeit habe ich immer mehr ein Gefühl dafür bekommen, und schlussendlich hat es mir auch geholfen mit meiner Ärztin offen drüber zu reden. Ich habe da das Glück da jemanden gefunden zu haben, der da sehr offen für ist und auch dann auch nicht alles direkt auf die Psyche schiebt, sondern auch guckt ob es vielleicht nicht doch körperliche Ursachen gibt und das offen mit mir bespricht und mir Sicherheit gibt.


Was aber leider auch öfters mal vorkommt, sind Ärzte mit Vorurteilen gegenüber psychischen Erkrankungen. Mir selber ist es nicht passiert, aber ich habe viel davon gehört. Beispielsweise nimmt ein Arzt einen Patienten und dessen Beschwerden von Anfang an gar nicht richtig ernst, wenn dieser mit einer psychischen Erkrankung diagnostiziert ist. Es wird dann direkt alles auf die Psyche geschoben, ohne alle Aspekte zu betrachten. Ich kann irgendwie nachvollziehen woher das kommt, aber es ist ein großes Unding. Auf der einen Seite gibt es Ärzte, die sich schlichtweg nicht mit der Psyche beschäftigen wollen und daran auch nicht "glauben" und/oder es nicht verstehen. Auf der anderen Seite stehen die Ärzte auch unter enormen Zeit- und Arbeitsdruck und haben gar nicht die Zeit auf jeden so einzugehen, wie derjenige es vielleicht verdient hätte. Da ist es dann irgendwie auch menschlich, dass man den schnellsten Weg sucht. Außerdem gibt es halt auch Erkrankungen, wo das körperliche und das psychische so miteinander verwoben ist, dass es echt unübersichtlich wird.

Es herrscht das Gerücht oder die Erzählungen darüber, dass man sobald eine psychische Diagnose in der Krankenakte steht, man gestraft oder abgeschrieben wird. Frei nach dem Motto „ab jetzt nimmt mich eh keiner mehr Ernst“, was wie gesagt auch leider manchmal stimmt. Das man sich erklären muss und dem gegenüber beweisen muss, dass man noch alle Tassen im Schrank hat, obwohl er jetzt kein komplett Unerfahrener sein sollte, ist schon anstrengend, vor allem wenn man sowieso so seine Probleme im Umgang mit seiner Erkrankung hat. Da habe ich auch viel Erfahrungen gemacht, dass ich mich in gewisser Weise und selbstbewusst rechtfertigen und erklären musste, damit mein gegenüber mir überhaupt erst einmal ernsthaft zuhört. Auch ein Grund vielleicht wieso manche Leute den Besuch beim Psychologen scheuen, um gar nicht erst in eine derartige Situation der Stigmatisierung zu kommen. Gehört habe ich sowas auf jeden Fall schon öfter.

Ich weiß nicht wirklich wie und was die Ärzte in ihrem Studium lernen und wie viel da die psychische Gesundheit angesprochen wir. Wäre eigentlich mal interessant zu wissen. Ich will aber noch einmal verdeutlichen, dass ich hier nicht die Ärzteschaft über einen Kamm scheren will, es gibt durchaus sehr viele Ärzte bei denen das Thema Psyche sehr gut aufgehoben ist.

Ich finde es immer wieder erstaunlich wie sehr unser psychischer Zustand unseren Körper beeinflussen und all mögliche Veränderungen, Symptome oder ähnliches hervorrufen kann. Ich habe es früher immer für ein bisschen „esoterisch“ gehalten Psyche und Körper als eins zu sehen, aber getrennt sehen ist halt auch nicht richtig. So eine gute Mischung dazwischen vielleicht , eine Mischung aus zusammen und getrennt, eine Teamarbeit.

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