Ich ziehe um. Beziehungsweise um genau zu sein sitze ich gerade in der Küche während zwei fremde Männer in der Wohnung rumlaufen und meine Sachen in ein Sprinter unten auf der Straße tragen. Das ist so komisch, aber die beiden sind echt sehr lieb.
Warum ziehe ich um?
Zurzeit lebe ich in einer teilstationären Einrichtung , in einer WG mit Betreuung.
Ich ziehe jetzt aber um in eine vollstationäre Einrichtung, ein Wohnhaus mit Betreuern vor Ort. Ich machen das um hoffentlich im "Draußen" stabiler zu werden und nicht mehr so viele Faxen zu machen. Jetzt habe ich halt noch viele Freiheiten, ich bin in der WG selber fast wie "alleine wohnen" , es fällt nicht so auf wenn ich nicht esse, zu viel esse, oder mich verletze oder immer nur zurück ziehe.
Wer jetzt keine Ahnung hat was solche Einrichtungen sind , der kann weiterlesen ich erkläre das mal ein bisschen.
Also, es gibt etwas, das nennt man ASP (Ambulante Sozialtherapie) , bei der man eine/n ( oder auch mehrere) Betreuer/in an die Seite gestellt bekommt. Mit diesen hat man regelmäßige Termine, sie kommen zu einem nach Hause odr man trifft sich im Büro oder sonst wo. Die Aufgaben sind dabei sehr umfänglich, je nachdem was der zu Betreuende halt benötigt. Das können Gespräche sein, gemeinsam einkaufen, Behördenkram erledigen, zu Hause aufräumen etc. Der Betreuer ist als ambulante Unterstützung gedacht, für den jeweiligen Bereich wo man Hilfe braucht. Dabei stehen die Betreuer normalerweise auch abseits von den festen Terminen tagsüber als Ansprechpartner zur Verfügung.
Dann gibt es noch ASP mit Wohnraum, wo es eine ASP Betreuung gibt und die jeweiligen Träger der ASP auch den Wohnraum stellen und im Falle einer WG , sich dann auch um das WG Geschehen kümmern.
Eine Stufe weiter quasi , sind die teilstationären Einrichtungen. Da kenne ich mich nicht ganz so gut aus, aber das sind Träger die eine Mischung aus ASP und stationärer Einrichtung (zu der kommen wir gleich) bieten. Als Beispiel, ich habe in einer ganz "normalen" 4er WG gewohnt , einmal die Woche sind Betreuer zu uns in die WG gekommen, ansonsten sind wir immer zu denen gefahren und hatten ein kleines aber feines Wochenprogramm an dem wir teilnehmen mussten ( sowas wie Gesprächsgruppe oder Morgenrunde).Außerdem gab es am Wochenende eine Rufbereitschaft für ein paar Stunden. Abseits von den Betreuerterminen hatten wir aber ganz normal unseren Alltag selbst zu gestalten.
Jetzt ziehe ich um in eine sogenannte vollstationäre Einrichtung. Das sind (meistens) Wohngruppen bei denen 24/7 ein Ansprechpartner zur Verfügung steht. Das heißt tagsüber sind die Betreuer vor Ort im selben Haus und nachts oder am Wochenende, sind andere Betreuer vor Ort, die aber in der Betreuung nur sehr klein arbeiten. Außerdem gibt es normalerweise eine deutlich engere Betreuung als im ambulanten oder teilstationären Setting. Es gibt auch mehr Tages- Programmpunkte, aber auch die Betreuer haben mehr Teil an dem tagtäglichen Leben von einem. Ich habe vor einigen Jahren bereits in einer anderen vollstationären Einrichtung gewohnt, und das hat mir damals geholfen.
Das sind alles Einrichtungsformen für psychisch erkrankte Menschen, wobei es ähnliche Einrichtungen auch glaube ich für körperlich oder geistig beeinträchtigte Menschen gibt. Es gibt leider viel zu wenig solcher Einrichtungen, für die Masse an Menschen die nach einer solchen suchen. Ich hatte jeweils echt Glück einen Platz überhaupt zu bekommen.
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